Memorialsites des Genozids: Nyamata, Murambi, Gisozi, Bisesero
Versöhnung in Nyamata, Murambi, Gisozi und Bisesero.
UNESCO-Status: Weltkulturerbe
Welterbe seit: 2023
Lage in Ruanda:
Nyamata (Ostprovinz), Murambi (Süd), Gisozi/Kigali (Hauptstadt), Bisesero (West)
Größe:
Gesamtfläche: rund 24,65 ha (serielle Anlag)
Entstehungs- und Bedeutungsgeschichte:
Erinnerungsorte an den Genozid von 1994 gegen die Tutsi; wichtige Gedenkstätten und Aufklärung über den Völkermord
Fakten:
- Gelegen an Schauplätzen von Massakern
- Bis zu 250 000 Opfer auf Gisozi begraben
- Bis zu 250 000 Opfer auf Gisozi begraben
Memorial sites of the Genocide: Nyamata, Murambi, Gisozi and Bisesero: Erinnerung an den Völkermord in Ruanda
1994 wurde Ruanda zum Schauplatz eines brutalen Völkermordes: Mehr als achthunderttausend Menschen wurden von Angehörigen der Hutu-Mehrheit getötet. Die meisten der Opfer gehörten der Volksgruppe der Tutsi an. Auch Hutu, die gegen den Völkermord Widerstand leisteten, wurden ermordet.
Viele Gedenkstätten wurden in Ruanda zur Erinnerung an den entsetzlichen Völkermord errichtet. Stellvertretend wurden vier von ihnen für das UNESCO Welterbe vorgeschlagen: Nyamata, Murambi, Gisozi und Bisesero.
Aufnahme ins UNESCO Welterbe Ruanda
2023 wurden die vier Gedenkstätten unter der Bezeichnung "Memorial sites of the Genocide: Nyamata, Murambi, Gisozi and Bisesero" in die Welterbeliste der UNESCO eingetragen.
Als Zeugnis von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind die Erinnerungsstätten von herausragender Bedeutung. Sie zu bewahren ist ein wichtiger Beitrag, um Völkermorde in Zukunft zu verhindern und Menschlichkeit, Toleranz und Frieden zu fördern.
Die Geschichte des Völkermordes in Ruanda
Der Bevölkerung Ruandas gehörten vor dem Völkermord etwa 85 Prozent Hutu und 15 Prozent Tutsi an. Es bestanden seit langem Spannungen zwischen den Hutu, die die Regierung stellten, und den Tutsi und deren Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front (RPF).
Auslöser des Völkermordes war die bis heute ungeklärte Ermordung des Hutu-Präsidenten Habyarimana am 6. April 1994. Dessen Flugzeug wurde auf der Rückkehr von einem Auslandsbesuch abgeschossen. Das Attentat wurde den Tutsi angelastet.
Unter Anleitung durch die Armee ermordeten Angehörige der Hutu-Milizen und ein Großteil der Hutu-Zivilbevölkerung zwischen April und Mitte Juli 1994 etwa 75 Prozent der Tutsi-Minderheit. Lokale Milizen und Regierungsorgane übernahmen die Organisation des Genozids. Zivilpersonen wurden unter Bedrohung des eigenen Lebens zum Töten gezwungen.
Bis Mitte Juli eroberte die RPF den Großteil Ruandas und übernahm die Regierungsmacht.
Die Welterbe-Gedenkstätten in Ruanda
Zum Gedenken an den Völkermord wurden ab 1995 über etwa 200 Erinnerungsstätten eingerichtet, darunter die mit dem UNESCO Welterbe ausgezeichneten "Memorial sites of the Genocide: Nyamata, Murambi, Gisozi and Bisesero".
Nyamata
Das Nyamata Genocide Memorial liegt rund um eine ehemalige Kirche in der Stadt Nyamata. Tausende Tutsi wurden hier ermordet.
Überlebende des Massakers führen die Besucher über das Gelände der Gedenkstätte.
Das Dach der Backsteinkirche weist unzählige Einschusslöcher auf. Blutflecken auf der weißen Altardecke zeugen von den Verbrechen, die an diesem Ort stattfanden. Unter der Kirche wurden Katakomben angelegt. Dort sind sterbliche Überreste der Mordopfer ausgestellt.
Murambi
Das Murambi Genocide Memorial befindet sich auf einem Hügel außerhalb der Stadt Murambi in einem Schulkomplex. Dieser befand sich 1994 noch im Bau und sollte Sitz einer Technischen Schule werden.
Am 16. April 1994 suchten Tausende von Tutsis Zuflucht in dem Komplex. 5 Tage hielten sie den Angriffen der Hutu-Miliz stand. Am 21. April stürmten die Hutu den Gebäudekomplex und töteten rund 43.000 Flüchtlinge. Die Getöteten, unter denen auch viele Kinder und Kleinkinder waren, wurden in Massengräbern begraben, die unter einem später angelegten Volleyballfeld verborgen wurden.
Am ersten Jahrestag des Massakers wurde die Gedenkstätte eröffnet. Die Massengräber wurden geöffnet und die Getöteten exhumiert. In den Klassenräumen der Schule sind die mumifizierten Körper, Schädel, Arm- und Beinknochen sowie die Kleidung von Opfern ausgestellt.
Gisozi
In Gisozi nahe der Hauptstadt Kigali wurde 1999 das Kigali Genocide Memorial errichtet. Es ist zugleich Gedenkstätte und Bildungseinrichtung.
Die Einrichtung umfasst einen Bereich mit Massengräbern, eine Mauer mit den Namen der Opfer, eine Gedenkstätte für Kinder, einen Garten der Besinnung, das nationale Dokumentationszentrum zum Völkermord in Ruanda und eine Bildungsstätte für Studierende und Lehrer. In den Massengräbern sind etwa 250.000 in Kigali und Umgebung getötete Tutsi bestattet.
Bisesero
Die Gedenkstätte in Bisesero erinnert an die Menschen, die nach den ersten Angriffen in die Hügel von Bisesero geflohen waren und dort fast drei Monate lang die Hutu abwehren konnten. Am 1. Juli wurden sie nach langer Gegenwehr überrannt. Schätzungen gehen davon aus, dass annähernd 50.000 Menschen getötet wurden, etwa 1.500 Menschen überlebten.
Die Erinnerungsstätte liegt auf dem Muyira-Hügel. Dorthin waren die meisten Menschen geflohen. Eine Treppe führt auf den Gipfel des Hügels. Zu der Gedenkstätte gehören vier Grabstätten, drei Häuser mit Knochenresten von Opfern sowie ein Denkmal.
An jedem 7. April - dem Tag, an dem der Völkermord von 1994 begann - findet in Bisesero eine Gedenkfeier statt.